Dr. Matthias Stephan · Zuletzt aktualisiert: 30. Januar 2023
Ein Product Backlog ist ein Tool, das in Scrum verwendet wird, um Aufgaben, Änderungen und Funktionen zu verfolgen, die angegangen werden müssen. Es ist im Wesentlichen eine Liste von allem, was das Entwicklungsteam tun muss, um ein Produkt oder eine Funktion zu entwickeln. Das Product Backlog wird von einem Product Owner verwaltet und dient zur Priorisierung und Lenkung von Entscheidungen während des Entwicklungsprozesses.
Es handelt sich um eine integrative und kollaborative Liste, die von jedem im Team aktualisiert werden kann, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand bleiben. Es ermöglicht Teammitgliedern, die zu erledigenden Aufgaben einfach zu identifizieren, den Fortschritt zu verfolgen und bei Bedarf Änderungen vorzunehmen. Das Product Backlog gibt jedem Projekt Struktur und Transparenz.
Durch das Führen eines aktuellen Product Backlogs können Entscheidungen schneller getroffen und die Entwicklung effizienter ablaufen. Letztendlich hilft es dem Team dabei, seine Zeit und Ressourcen so effektiv wie möglich einzusetzen, wodurch der gesamte Prozess effizienter und erfolgreicher wird.
Wie ist das Product Backlog aufgebaut?
Das Product Backlog beginnt normalerweise mit High-Level-Epics, die in feinkörnigere User Stories, Anwendungsfälle und Systemanforderungen unterteilt werden. Ein Backlogeintrag besteht aus vier Kernelementen – Beschreibung, Priorität, Schätzung und Wert. Präzise und detailliert in allen vier Attributen zu sein, ist für ein erfolgreiches Ergebnis unerlässlich.
Schätzungen können auf Story Points und T-Shirt-Sizes basieren, die normalerweise beim Planning Poker diskutiert werden. Das Product Backlog wird priorisiert, sodass die wichtigsten Punkte ganz oben erscheinen. Product Backlogs müssen regelmäßig durch den Product Owner überprüft und aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass die Teams auf Kurs bleiben und ihre Ziele erreichen. Wenn Product Backlogs richtig strukturiert sind, stellen sie eine unschätzbare Ressource für Scrum-Teams dar.
Die Reise durch Produktvision, User Stories und Priorisierung
Das Erstellen der ersten Version des Product Backlogs ist für ein erfolgreiches Scrum-Team unerlässlich. Um den Erfolg sicherzustellen, müssen sowohl Stakeholder als auch Entwicklungsteams an der Erstellung der Roadmap beteiligt sein. Zu Beginn muss das Team eine Produktvision entwickeln. Dies dient als Leitfaden für das gesamte Projekt und sollte enthalten, wie das Projekt funktionieren soll und wer davon profitieren wird. Da sich die Produktvision ändern kann, ist eine kontinuierliche Kommunikation zwischen den Stakeholdern und dem Entwicklungsteam wichtig.
Der nächste Schritt besteht darin, User Stories zu erstellen, die die notwendigen Funktionen darstellen. Dieser Prozess wird direkt von der Produktvision beeinflusst und sollte dem Team helfen, das Minimum Viable Product zu erstellen, das die minimalen Bedürfnisse der Stakeholder erfüllt. Danach müssen die User Stories priorisiert werden, um sicherzustellen, dass die wichtigsten Features zuerst entwickelt werden. Dies ist vorteilhaft, da es dem Entwicklungsteam nicht nur hilft, sich auf relevante Aufgaben zu konzentrieren, sondern es ihm auch ermöglicht, sich leicht an neue und sich ändernde Anforderungen anzupassen.
Das DEEP-Prinzip
Ein gutes Product Backlog enthält eine Fülle von Informationen, die die Entwicklung von der Konzeption bis zur Fertigstellung vorantreiben. Das DEEP-Prinzip bietet einen Rahmen für die Elemente, die zum Erstellen und Pflegen eines erfolgreichen Product Backlogs erforderlich sind.
- D steht für Detailed (detailliert), was bedeutet, dass jedes Element im Backlog genügend Details enthalten sollte, um Teams zu befähigen, Entscheidungen zu treffen und Funktionen zu entwickeln. Dazu gehören alle Spezifikationen, User Stories und Tasks.
- E steht für Emergent (aufstrebend), was bedeutet, dass das Backlog im Laufe des Projekts kontinuierlich überprüft und aktualisiert werden sollte. Neue Elemente sollten gegebenenfalls hinzugefügt und vorhandene Elemente migriert, angepasst oder verworfen werden.
- E steht für Estimated (abgeschätzt), was bedeutet, dass der Wert jedes Artikels bewertet werden und wenn möglich eine Definition des erforderlichen Aufwands enthalten sein sollte.
- P steht für Prioritized (priorisiert), was bedeutet, dass jeder Artikel einen klaren Wert der Wichtigkeit für das Produkt haben muss.
Diese vier Aspekte des DEEP-Prinzips sollten zusammenkommen, um ein umfassendes Bild der Projektanforderungen zu erstellen und einen Fahrplan für ein fertiges Produkt zu skizzieren.
Product Backlog Refinement
Es liegt in der Verantwortung des Product Owners, das Product Backlog zu entwickeln, zu verwalten und kontinuierlich zu überarbeiten (Backlog Grooming). Dazu gehören das Hinzufügen oder Löschen von Elementen, die detaillierte Beschreibung, das Setzen von Prioritäten und das Zuweisen von Werten. Durch den transparenten Zugriff auf das Product Backlog werden auch Stakeholder über Änderungen informiert. Die Erstellung des Product Backlogs ist zunächst zeitaufwändig, da alle bekannten Anforderungen erfasst und hinreichend dokumentiert werden müssen. Danach finden häufig Verfeinerungsaktivitäten statt, da Feedback von Kunden eintrifft und sich die Erfahrungen der Teammitglieder erweitern.
Im Rahmen von Scrum darf der Product Owner das Team einbeziehen, jedoch nicht mehr als 10 % seiner Kapazität beanspruchen. Dies kann in regelmäßigen Refinement-Meetings geschehen. Product-Backlog-Items, die in den anstehenden Sprint aufgenommen werden sollen, müssen verfeinert werden, damit sie innerhalb der Sprint-Dauer fertiggestellt werden können. Ein geeigneter Detaillierungsgrad der Beschreibung und Modellierung sollte mit dem Entwicklungsteam vereinbart werden, um eine erfolgreiche Entwicklung zu gewährleisten und gleichzeitig den Dokumentationsaufwand zu minimieren.
Was ist Backlog Grooming?
Backlog Grooming ist eine effektive Technik, die im Scrum-Prozess verwendet wird, bei der Backlog-Elemente verfeinert und priorisiert werden. Damit wird das Product Backlog für den bevorstehenden Sprint vorbereitet. Das Backlog Grooming stellt sicher, dass die wichtigsten Product-Backlog-Items angemessen bewertet und die User Stories für den anstehenden Sprint adäquat vorbereitet werden. Das Backlog-Grooming beinhaltet typischerweise das Erörtern der Details von User Stories, das Bewerten der relativen Wichtigkeit von Backlog-Items und das Validieren oder Zerlegen von User Stories. Der Product Owner ist dafür verantwortlich, das Team durch das Backlog Grooming zu führen. Er sollte verstehen, wie sich jede User Story auf das Produkt auswirkt.
Aufwandsschätzung im Entwicklungsprozess
Die Aufwandsschätzung ist ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses und wird vom Entwicklungsteam durchgeführt. In der Anfangsphase des Product Backlogs sollte das Team eine grobe Schätzung aller enthaltenen Anforderungen vornehmen. Je mehr der Backlog-Eintrag an Priorität gewinnt und sich der Umsetzung nähert, desto genauer sollte die Schätzung werden. Es ist die Aufgabe des Product Owners, sicherzustellen, dass er ausreichend Klarheit und Details liefert, um eine adäquate Schätzung des Umfangs einer User Story zu ermöglichen. Best- und Worst-Case-Szenarien können dabei helfen, unvorhergesehene Schwierigkeiten oder Verzögerungen zu antizipieren. Schätzung und Verfeinerung erfolgen kontinuierlich und werden während des Sprint-Planungsmeetings zu Beginn eines Implementierungszyklus wiederholt. Das Entwicklungsteam ist dafür verantwortlich, zu bestimmen, wann die Anforderungen „reif“ für die Implementierung sind, d. h. die Schätzung ist zuverlässig und der Eintrag verfeinert.
Scope Creep vermeiden
Scope Creep ist eine häufige Herausforderung in Softwareentwicklungsprojekten. Es tritt auf, wenn der Umfang des Projekts – Funktionen und Anforderungen – im Laufe der Zeit zunimmt. Dies kann auf unklare Anforderungen, sich ändernde Geschäftsanforderungen oder unzureichendes Projektmanagement zurückzuführen sein. Scope Creep kann zu Verzögerungen, übermäßigen Ausgaben und minderwertigen Ergebnissen führen.
Um dem Scope Creep entgegenzuwirken, müssen die Anforderungen präzise sein, jedem Feature Akzeptanzkriterien zugewiesen und ein effektives Änderungsmanagementsystem eingerichtet werden. Darüber hinaus sollte sich das Scrum-Team mit dem Product Owner abstimmen, um sicherzustellen, dass das Product Backlog aktuell ist und neue Elemente richtig eingestuft werden.
Erfolgssicherung durch effektive Kommunikation
Kommunikation ist der Schlüssel, wenn es um die Verwaltung eines Product Backlogs geht. Als zentraler Anlaufpunkt für ein Entwicklungsteam sollte das Product Backlog immer auf dem neuesten Stand gehalten werden, damit Projekte und Programme auf Kurs bleiben. Es ist empfehlenswert, dass alle am Produktbetrieb Beteiligten, von Benutzern über Kunden bis hin zu Sponsoren und Gremien, den aktuellen Status und die anstehenden Aufgaben im Projekt verstehen. Darüber hinaus hilft die gemeinsame Nutzung des Product Backlogs zwischen parallelen Projekten und Projektprogrammen, alle über die aktuellen Prioritäten auf dem Laufenden zu halten.
Fazit
Ein Product Backlog ist ein wichtiger Bestandteil des agilen Entwicklungsansatzes. Es ist eine dynamische Liste gewünschter Produkteigenschaften, an denen das Entwicklungsteam arbeitet. Dies erleichtert es Entwicklern, den Überblick darüber zu behalten, welche Änderungen und Verbesserungen vorgenommen werden müssen. Ein Product Backlog ist ein flexibles Speichersystem für Anfragen, das es einfacher macht, Aufgaben anzupassen und zu priorisieren, um sicherzustellen, dass an den wichtigsten Elementen gearbeitet wird. Außerdem können Entwickler auf der Grundlage der aktuellen Entwicklungsanforderungen vorausplanen und Strategien entwickeln.